03.01.2011 | Gemeinnützige Stiftung
Corporate Governance: Für Stiftungen von stetig wachsender Bedeutung
von RA/WP/StB Stephan Römer, FA StR und Dipl.-Betriebswirtin (FH) Susanne Läng, Dr. Mohren und Partner, München
Seit Jahren wird unter dem Begriff „Corporate Governance“ über Standards für eine verantwortungsvolle Unternehmensführung diskutiert. Im Nonprofit-Sektor ist dieses Thema noch relativ jung, wegen der öffentlichen Wahrnehmung gemeinnütziger Organisationen aber von zunehmender Bedeutung. Zentraler Aspekt ist dabei die verantwortungsvolle Erfüllung der Satzungszwecke, also die Verwendung der zur Verfügung gestellten Mittel. Der folgende Beitrag zeigt, was unter Corporate Governance zu verstehen ist und gibt Anregungen für die Umsetzung bei Stiftungen.
1. Was ist Corporate Governance?
Für den Begriff „Corporate Governance“ gibt es keine passende Über- setzung ins Deutsche. Seinem Sinn nach bedeutet er verantwortungsbewusste Unternehmensführung. Grundlegend für das Verständnis der Corporate Governance-Thematik ist die Prinzipal-Agent-Problematik. Gemeint ist der Interessenkonflikt zwischen Unternehmenseignern also dem Geschäftsherren und dem Geschäftsführer als Angestellten eines Unternehmens. Corporate Governance soll dazu dienen, den Konflikt, der sich aus der Trennung von Eigentum und Verfügungsgewalt ergibt, zu lösen.
In Deutschland wurden solche Regeln zunächst für Aktiengesellschaften im „Deutschen Corporate Governance Kodex“ (DCGK) zusammengefasst. Die spezifischen Eigenschaften von Stiftungen führen aber dazu, dass der DCGK nicht ohne Weiteres auf Stiftungen übertragen werden kann. Bei Stiftungen ist mangels Eigentümer im Unterschied zu Aktiengesellschaften der Konflikt zwischen Kapitaleigner und Geschäftsführung nicht vorhanden. Dafür besteht die Gefahr, dass Organe der Stiftung ohne Kontrolle außerhalb des Stifterwillens handeln können, dass durch eigennütziges Verhalten eines Organs die Existenz der Einrichtung in Gefahr gerät.
2. Die Bedeutung von Corporate Governance für Stiftungen
Gemeinnützige Stiftungen geraten immer mehr unter Druck, ihre Organisationsstrukturen zu überdenken. Auslöser sind eine Reihe von Skandalen in den letzten Jahren, wie die Veruntreuung beim Spendenverein „Deutsches Tierhilfswerk“ (DTHW), der Skandal um die Caritas-Trägergesellschaft-Trier (ctt) und um Unicef sowie zuletzt der Maserati-Skandal um die gemeinnützige Treberhilfe-GmbH in Berlin. Die Ursache für die skandalträchtigen Vorgänge liegt meist in einem Versagen der Steuerung und Überwachung der internen Organisation. Die Skandale, aber auch die steigende Bedeutung der Stiftungen in der Gesellschaft, lösen die Forderung nach mehr Transparenz in der Tätigkeit von Stiftungen aus. Eine funktionierende, verantwortungsvolle und zielgerichtete Führung und Überwachung, also Corporate Governance ist eine Antwort hierauf. Einige große Dachverbände gemeinnütziger Einrichtungen haben darauf reagiert. So hat der Bundesverband deutscher Stiftungen e.V. einen Kodex, die „Grundsätze guter Stiftungspraxis“ verabschiedet.
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