31.07.2009 | Investmenttipp des Monats
Das Zinsparadoxon
von Dr. Nils Kottke, HSBC Trinkaus & Burkhardt, München
Die Zinsen befinden sich seit einigen Monaten auf einer turbulenten Talfahrt. Betrug der Leitzins im Euroraum noch vor weniger als einem Jahr stattliche 4,25 %, reduzierte die Europäische Zentralbank (EZB) ihn mittlerweile auf magere 1 % und damit auf das tiefste Niveau seit ihrem Bestehen. Bei den Zinsen für Tagesgeld sieht es sogar noch dramatischer aus. Gemessen am EONIA liegen diese zeitweise bei weniger als 0,35 %.
Es ist zu beobachten, dass viele Anleger - und hierzu gehören insbesondere auch Stiftungen - Schwierigkeiten haben, sich mit den vergleichsweise niedrigen Zinskonditionen zu arrangieren. Die Erinnerung an Renditen von mehr als 4 % p.a., die mit konservativen Anlagen, wie z.B. Festgeld, Deutschen Staatsanleihen oder Öffentlichen Pfandbriefen, erzielbar waren, ist einfach noch zu frisch. Es entsteht der Eindruck, dass viele Anleger eine Art „psychischen Schmerz“ empfinden, wenn sie freie Liquidität aktuell zu 1 % bis 2 % p.a. in dieselben Anlageformen investieren sollen. Dies führt in der Konsequenz zu einer intensiven Suche nach vergleichsweise besser verzinsten Alternativen. Bei Stiftungen ist dieses Verhalten besonders stark ausgeprägt. Schließlich werden Zinserträge zur Erfüllung des Stiftungszwecks dringend benötigt und sind - das kommt erschwerend hinzu - auch häufig schon längerfristig verplant.
Besonders gefragt sind die Anlageformen, mit denen zumindest die „Vorjahresvergleichsrendite“ von über 4 % erzielt werden kann. Diese Anlageformen gibt es zweifelsohne. Viele Anleger verkennen jedoch, dass eine erwartete Rendite von 4 % heute mit einem vollkommen anderen Investitionsrisiko verbunden ist, als dies noch vor einem Jahr der Fall war. Um eine Rendite von nachhaltig mehr als 1 % bis 2 % p.a. erzielen zu können, müssen entweder
- Investments mit einer längeren Laufzeit getätigt und/oder
- Papiere von bonitätsschwächeren Emittenten erworben werden.
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