· Fachbeitrag · Zwischenruf
Fundraising: Bitte kein Einheitsbrei
von RA Dr. K. Jan Schiffer, Bonn (www.stiftungsrecht-plus.de)
| Inzwischen ist es wohl allseits bekannt: Über die Vermögensverwaltung lassen sich aktuell auch bei gemeinnützigen Stiftungen in aller Regel keine ausreichenden Erträge mehr für die Erfüllung der Stiftungszwecke erzielen. Da können auch noch so schöne Powerpointpräsentationen eines Vermögensverwalters nicht darüber hinwegtäuschen. Spendensammeln - neudeutsch Fundraising - ist angesagt. |
1. Was ist das Ergebnis in der Praxis?
Die Zahl der einschlägigen Bücher und Kurse ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Zugleich wird immer weiter spezialisiert: Veranstaltungs-Fundraising, Brief-Fundraising, Mail-Fundraising, Telefon-Fundraising, etc. Die theoretische Ausbildung „unserer“ Fundraiser wird stetig besser. Das schriftliche Fundraising einschließlich entsprechender Mails scheint sich allerdings immer mehr zu ähneln - egal, von wem es kommt. Beim Telefon-Fundraising, über das sich angeblich höchste Effektivitätsraten erzielen lassen, empfinde ich es ähnlich. Solche Anrufe werden von mir immer nach ganz kurzer Zeit höflich und bestimmt beendet. Die Anrufe wirken i.d. Regel wie eintrainiert. Das ist auch kein Wunder, werden doch ganz bewusst Musterdialoge gelehrt. Die persönliche Ansprache fehlt. Das erinnert mich an den Call-Center-Anruf eines Verlags, in dem mir ganz unbefangen ein von mir selbst verfasstes Buch angeboten wurde. Dort scheint man inzwischen gelernt zu haben. Für das Telefon-Fundraising zeigen das meine Erfahrungen noch nicht.
2. Gefahren und Chancen des Fundraisings
Wir alle, die in gemeinnützigen Stiftungen Verantwortung tragen, müssen aufpassen, dass es nicht zu einem eingepaukten Fundraising-Einheitsbrei kommt. Gerade weil „Fundraiser“ typischerweise dieselben Lehrgänge besuchen und dieselben Autoren lesen, um anschließend das Gelernte oder Angelesene mehr oder weniger 1 zu 1 nachzubeten. So werden Chancen verschenkt. Die Chance liegt vor allem in möglichst individuellen Ansprachen, die auf den Besonderheiten „unserer“ Stiftung basieren. Ein noch so gekonntes Nachahmen sollte man möglichst vermeiden. Zugegeben ist es aber auch nicht ganz einfach, z.B. einen passenden Flyer zu produzieren.
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