· Fachbeitrag · Zwischenruf
Herausforderung Personalsuche
von RA Dr. K. Jan Schiffer (www.schiffer.de und www.stiftungsrecht-plus.de)
| Bei der Beratung von Stiftungen und potenziellen Stiftern wird es immer klarer ‒ Stiftungen stehen vor zwei Herausforderungen: der Niedrigzinsphase und einer ganz besonderen Herausforderung ‒ der Personalfrage. |
1. Das Problem
Es geht um die Besetzung der Organpositionen bei Stiftungen. Dieses Problem wird uns deutlich langfristiger verfolgen, als die aktuelle Anlageproblematik. An sich überzeugende Stiftungsprojekte leiden darunter, dass passende Mitstreiter fehlen.
2. Wer wird gebraucht und wo hakt es
Einige wesentliche Punkte zur Problemlösung lassen sich festhalten:
- Benötigt werden engagierte, fachlich passende Mitstreiter: Das ist der erste Engpass. Nicht jeder, der will, kann wirklich. Und nicht jeder will ein weiteres Amt. Auch Interessenkonflikte sind nicht zu vernachlässigen.
- Benötigt werden i. d. R. sogar mehrere Mitstreiter. Das gilt schon aufgrund des zu empfehlenden Vier-Augen-Prinzips im Vorstand und dem Kontrollorgan Stiftungsrat. Dieser sollte zumindest aus drei Personen bestehen. Die Freunde des Stifters mögen eine gute Erstbesetzung sein. Schon die Zweitbesetzung wird aber ein Problem. Will der Sohn des Freundes wirklich die Aufgaben seines Vaters in der Stiftung übernehmen? Wer ist noch im Umfeld der Stiftung, der geeignet sein könnte? Sehr häufig ist da niemand.
- Dass es sich typischerweise um ein Ehrenamt handelt, erschwert die Suche nach engagierten Mitstreitern zusätzlich. Viele Mitbürger wollen gar kein Ehrenamt. Andere, engagierte Mitbürger, haben schnell drei oder mehr Ehrenämter und kommen dann an ihre Grenzen.
- Die rechtliche, steuerrechtliche und weitere Komplexität der Aufgaben für ein Stiftungsorgan und dessen Mitglieder ‒ etwa auch im Bereich des Fundraising und zunehmend auch der Zweckerfüllung ‒ sind ebenfalls hohe Hürden auf der Suche nach (ehrenamtlichen) Mitstreitern. Was soll man als Stiftungsorganmitglied eigentlich aus objektiver Sicht alles wissen und können? Wobei dann sogar ggf. noch die Haftung droht.
Wir werden uns in Zukunft deshalb wohl an mehr Verbrauchsstiftungen gewöhnen müssen. Für einen kurzen Zeitraum werden sich eher Mitstreiter gewinnen lassen. Daneben wird die treuhänderische Stiftung, die i. d. R. mit weniger „Personal“ auskommt, an Bedeutung gewinnen.
Weiterführender Hinweis
- Zur Suche nach geeigneten Nachfolgern, Schiffer, SB 17, 36