Hybridanleihe – Zinsaufschlag als Ausgleich für die nachrangige Schuldnerbehandlung
Die Rendite bei zehnjährigen Staatsanleihen ist mit etwas über 4 v.H. nicht sehr üppig. Einen Ausweg bietet hier das seit rund zwei Jahren ansteigende Angebot an Hybridanleihen mit einem Aufschlag zwischen 2 und 4 v.H. Namhafte Konzerne bieten diesen Extrazins als Gegenleistung dafür, dass Anleger ein erhöhtes Risiko eingehen. Im Insolvenzfall kommen sie erst nach allen anderen Gläubigern zum Zuge. Immerhin haben es diese Hybrids geschafft, die vergleichbar nachrangigen Genuss-Scheine weitestgehend vom Markt zu drängen. Für den Schuldner bieten sie den Vorteil, dass diese eigenkapitalähnlichen Anleihen zu einer besseren Bonität führen und die gezahlten Zinsen im Gegensatz zu Dividenden als Betriebsausgaben gelten.
In der Regel haben diese Wertpapiere eine unbefristete Laufzeit oder sie beträgt 100 Jahre. Sie können aber nach mindestens zehn Jahren vom Emittenten gekündigt und zum Nennwert getilgt werden. Anleger können dann mit einem festen Kupon kalkulieren. Sofern der Schuldner diese Option nicht wahrnimmt, wandelt sich die feste in eine variable Verzinsung, bei der meist der Euribor mit einem deutlichen Aufschlag als Referenzwert gilt. Nach zehn Jahren ist damit sowohl die Zinshöhe als auch das Datum der späteren Rückzahlung ungewiss. Denn je nach Emissionsbedingungen kann der Emittent in gewissen Zeitabständen erneut kündigen. Das wird er in der Regel tun, wenn der variable Kupon aus seiner Sicht zu stark angestiegen ist und es bessere Refinanzierungsmöglichkeiten gibt.
Ob die festen oder anschließend variablen Zinsen immer pünktlich fließen, hängt von der wirtschaftlichen Entwicklung des Unternehmens an. So können sie gestrichen werden, wenn keine Dividende gezahlt oder kein Gewinn erzielt wird. Ob sie in besseren Zeiten nachgezahlt oder generell gestrichen werden, hängt ebenfalls von den Ausgabekonditionen ab. Über dieser Unsicherheit schwebt zudem immer das Risiko eines Totalverlustes. Denn im Falle einer Insolvenz werden die Besitzer der Hybridanleihen aufgrund der Nachrangigkeit kaum ihre Einlage zurückerhalten. Wie hoch die Risiken sind, hängt damit sowohl von der Unternehmensbonität, als auch von der Ausgestaltung der Papiere ab. Ein Prospektstudium vor dem Erwerb ist ratsam. Auch wenn bei Schuldnern wie Allianz, Henkel oder Siemens in naher Zukunft kaum mit einem Kreditereignis zu rechnen ist, kann dies über die lange Laufzeit nicht ausgeschlossen werden. Hybridanleihen sind daher eher etwas für renditeorientierte Anleger, die mit einer Kündigung nach zehn Jahren rechnen, sodass eine Insolvenz eher unwahrscheinlich ist.
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