06.03.2023 · Fachbeitrag · Mediation

Nützliche „Werkzeuge“ der Mediation für das anwaltliche Alltagsgeschäft

von RAin Thurid Neumann, FAin Familienrecht, Mediatorin, CP-Anwältin, Neumann & Neumann, Konstanz

| Mediation ist ein vertrauliches und strukturiertes Verfahren, bei dem Parteien mithilfe eines oder mehrerer Mediatoren freiwillig und eigenverantwortlich anstreben, einen Konflikt einvernehmlich beizulegen § 1 Abs. 1 Mediationsgesetz (MediationsG). Der Mediator ist eine unabhängige und neutrale Person ohne Entscheidungsbefugnis, die die Parteien durch die Mediation führt, nach § 1 Abs. 2 des MediationsG. Doch auch wenn man kein Mediator ist, ist es oft hilfreich, die Grundzüge der Mediation zu kennen, da diese dabei helfen können, zu einer Problemlösung zu finden. |

1. Was ist ein Konflikt?

Konflikt leitet sich vom lateinischen Wort „confligere“ ab, was „zusammentreffen, kämpfen“ heißt (PPP: conflictum). In der Praxis von Familienrechtsanwälten treffen bei einem Konflikt zwischen getrennt lebenden Eheleuten unterschiedliche Einstellungen, Erwartungen, Interessen, Meinungen, Wertvorstellungen oder Ziele in Vorschein. Eine außergerichtliche oder gerichtliche Auseinandersetzung kann der Mandant scheuen oder er kann sie als Chance sehen, das zu bekommen, was er möchte. Oft ist es eine Frage der Perspektive, ob man etwas positiv oder negativ sieht. Ein guter Anwalt versucht daher, dem Mandanten die Angst vor einer Auseinandersetzung zu nehmen, indem er dem Mandanten den Konflikt als Chance darstellt. („Machen Sie nichts, bekommen Sie auch nichts.“) Im chinesischen Schriftzeichen wird das Wort „Konflikt“ daher auch mit zwei Bildern dargestellt: „Gefahr und Chance“. Doch was ist, wenn der andere Ehegatte etwas ganz anderes will? Bleibt hier nur die gerichtliche Auseinandersetzung? Bevor dieser Schritt gegangen wird, sollte sich der Anwalt den Konflikt genauer ansehen.

a) Erscheinungsebene sichtbarer Konflikt: Positionen

Welcher Konflikt ist sichtbar? Dies zeigen die unterschiedlichen Positionen: