· Nachricht · Rechtsschutzversicherung
Deutschlands großer Streitatlas: Berliner sind die streitlustigsten Deutschen
| Die Berliner sind die streitlustigsten Deutschen. Pro hundert Einwohner gab es in der Bundeshauptstadt 2012 insgesamt 26,2 Streitfälle. Während sich also in Berlin mehr als jeder Vierte zankte, war es im friedfertigsten Bundesland Bayern nur etwa jeder Sechste. |
Das ergab die Auswertung von mehr als einer Million Streitigkeiten von Privatpersonen aus der gesamten Bundesrepublik durch die ADVOCARD Rechtsschutzversicherung. „Die Deutschen gelten ja gemeinhin als besonders konfliktfreudig. Wir wollten mit „Deutschlands großem Streitatlas“ einmal genauer analysieren, wo und wie die Deutschen streiten und ob es in den letzten zehn Jahren Veränderungen gegeben hat“, erklärt Peter Stahl, Sprecher des Vorstands, die Idee. Und das sind die wichtigsten Erkenntnisse:
- Männer streiten doppelt so oft wie Frauen - häufig um Themen rund ums Auto
- In jedem dritten Fall dauert der Streit länger als ein Jahr
- Die meisten Streithähne sind zwischen 36 und 55 Jahre alt
Zwei von drei Streits gehen auf das Konto der Männer
Für Gesprächsstoff dürfte unter anderem sorgen, dass Männer deutlich häufiger einen Streit vom Zaun brechen als Frauen. 68,1 Prozent aller Auseinandersetzungen gingen 2012 von ihnen aus, 2002 lag ihr Anteil mit 70,6 Prozent noch höher. „Bei den Gründen für Auseinandersetzungen sind sich beide Geschlechter relativ ähnlich - bis auf eine fast schon klischeehafte Ausnahme: Männer streiten sich öfter um ihr liebstes Kind, das Auto. Bei Frauen geht es dagegen häufiger um die eigenen vier Wände“, erläutert Christian Vogl, ADVOCARD-Vorstand Vertrieb und Marketing. Der Anteil der männlichen Streits im Bereich „Verkehr & Mobilität“ - oft rund um Verkehrsunfälle und Vertragsstreitigkeiten - liegt mit 29,1 Prozent deutlich höher als bei den Frauen mit 21,8 Prozent. Dafür sind Auseinandersetzungen im Bereich „Wohnen & Miete“ bei Frauen mit 16,9 Prozent häufiger als bei den Männern mit 12,6 Prozent. Am häufigsten aber streiten beide Geschlechter um Alltagsthemen: In 37 Prozent aller Streitfälle geht es um Privates.
Rechtsstreits dauern immer länger - und es wird teurer
Ein Drittel der Auseinandersetzungen dauert länger als ein Jahr. „Wir beobachten hier seit 2009 wieder eine deutlich steigende Tendenz. Gleichzeitig nehmen die Streitwerte weiter zu“, erklärt Vogl weiter. Bei über einem Drittel der Streitigkeiten geht es um mehr als 2.000 Euro, in etwa elf Prozent der Fälle sogar um mehr als 10.000 Euro. „Damit gewinnt eine umfassende Absicherung durch eine Rechtsschutzversicherung an Bedeutung“, stellt Vogl fest.
Die Analyse der Altersstruktur zeigt, dass im vergangenen Jahr über die Hälfte aller Streitereien von 36- bis 55-Jährigen geführt wurden (54,4 Prozent). Immerhin noch neun von 100 Streithähnen sind mit mehr als 66 Jahren im Rentenalter. „Mit dem Alter kommt offenbar die Milde. Dafür werden junge Menschen zunehmend streitlustiger“, berichtet Vogl. Denn im Zehn-Jahres-Vergleich zeigt sich: Junge Menschen zwischen 18 und 35 Jahren sind immer öfter in einen Rechtsstreit involviert. Lag ihr Anteil an den Streitigkeiten 2002 noch bei 3,1 Prozent, so kletterte dieser Wert in 2012 auf 19,5 Prozent.
Berlin ist das Bundesland mit den meisten Streitigkeiten
Die Berliner streiten sich am häufigsten - 2012 war hier mehr als jeder Vierte in einen Rechtsstreit verwickelt. Ähnlich sieht es in Hamburg aus. Nordrhein-Westfalen, das bevölkerungsreichste Bundesland, belegt Platz 4. Ebenfalls über dem bundesdeutschen Durchschnitt liegen Brandenburg, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern. Die Süddeutschen sind anscheinend gelassener: In Bayern und in Baden-Württemberg gab es die wenigsten Streitfälle.
Bundesland | Streitfälle pro 100 Einwohner | |||
2002 | 2009 | 2012 | Durchschnitt | |
Berlin | 31,2 | 28,2 | 26,2 | 28,5 |
Hamburg | 25,7 | 25,7 | 24,3 | 25,2 |
Brandenburg | 29,4 | 24,8 | 22,7 | 25,6 |
Nordrhein-Westfalen | 23,7 | 24,4 | 22,5 | 23,5 |
Bremen | 23,2 | 22,7 | 22,5 | 22,8 |
Mecklenburg-Vorpommern | 26,7 | 25,1 | 21,5 | 24,4 |
Saarland | 24,8 | 23,6 | 20,9 | 23,1 |
Sachsen-Anhalt | 26,7 | 23,4 | 20,4 | 23,5 |
Hessen | 20,8 | 21,6 | 20,2 | 20,9 |
Schleswig-Holstein | 21,8 | 21,6 | 20,1 | 21,2 |
Niedersachsen | 20,8 | 21,4 | 19,9 | 20,7 |
Sachsen | 27,2 | 22,0 | 19,8 | 23,0 |
Rheinland-Pfalz | 20,6 | 20,8 | 19,4 | 20,3 |
Thüringen | 25,4 | 21,6 | 19,4 | 22,1 |
Baden-Württemberg | 18,1 | 19,2 | 17,7 | 18,3 |
Bayern | 16,6 | 17,4 | 16,5 | 16,8 |
Durchschnitt | 23,9 | 22,7 | 20,9 | 22,5 |
Köln ist Deutschlands Streithauptstadt
Im Vergleich der deutschen Großstädte mit mehr als 300.000 Einwohnern liegt Köln - eigentlich die Hochburg von Frohsinn und Karneval - sogar noch vor Berlin. Auffällig ist zudem, dass sich allein in Nordrhein-Westfalen acht der zehn streitlustigsten Städte finden. Dort liegen allerdings auch neun der 16 deutschen Großstädte über 300.000 Einwohner (ohne die Bundesländer Berlin, Bremen und Hamburg).
| ||
Bundesland | Streitfälle pro 100 Einwohner | |
Köln | Nordrhein-Westfalen | 26,5 |
Leipzig | Sachsen | 26,3 |
Duisburg | Nordrhein-Westfalen | 24,8 |
Bonn | Nordrhein-Westfalen | 24,5 |
Wuppertal | Nordrhein-Westfalen | 24,4 |
Frankfurt a.M. | Hessen | 24,3 |
Dortmund | Nordrhein-Westfalen | 24,0 |
Bochum | Nordrhein-Westfalen | 23,7 |
Essen | Nordrhein-Westfalen | 23,2 |
Düsseldorf | Nordrhein-Westfalen | 22,6 |
Analysiert wurden alle deutschen Städte mit mehr als 300.000 Einwohnern (ohne die Bundesländer Berlin, Bremen und Hamburg).
Über Alltagsthemen wird am meisten gestritten
Im Streitalltag Deutschlands dominieren Themen des privaten Bereichs: Durchschnittlich rund 36 Prozent der Streitigkeiten drehen sich um Fragen des täglichen Lebens, beispielsweise um Kauf- oder Mobilfunkverträge. Auch im Straßenverkehr gibt es häufig Anlass zu Auseinandersetzungen. In mehr als jedem vierten Streit geht es um „Verkehr & Mobilität“ - oft um Verkehrsunfälle oder Vertragsstreitigkeiten rund ums Auto. Auch das Arbeitsleben ist immer wieder Streitthema. Darum geht es durchschnittlich in fast jedem sechsten Rechtsstreit. Nur etwas seltener gibt es Streitigkeiten im Bereich „Wohnen & Miete“. Im Vordergrund stehen dabei Themen im Mietrecht wie Nebenkostenabrechnungen, Lärmbelästigung durch Nachbarn oder Schimmel in der Wohnung.
Streithema | Anteil der Streitfälle in Prozent | |||
2002 | 2009 | 2012 | Durchschnitt | |
Privat | 32,8 | 37,9 | 37,0 | 35,9 |
Verkehr & Mobilität | 27,8 | 25,7 | 26,9 | 26,8 |
Arbeit | 17,0 | 15,7 | 15,0 | 15,9 |
Wohnen & Miete | 16,7 | 13,6 | 14,0 | 14,8 |
Behörden, Verwaltung, Finanzen | 5,7 | 7,1 | 7,2 | 6,7 |
Männer streiten insgesamt mehr als Frauen
Rund 70 Prozent der Streitfälle gehen durchschnittlich von Männern aus, nur etwa 30 Prozent von Frauen - sie holen aber langsam auf.
Geschlecht | Anteil der Bevölkerung in Prozent | |||
2002 | 2009 | 2012 | Durchschnitt | |
Mann | 70,6 | 69,0 | 68,1 | 69,2 |
Frau | 29,4 | 31,0 | 31,9 | 30,8 |
Streitthemen nach Geschlecht (Anteil in Prozent 2012) | |||
Frau | Mann | Streitfälle | |
Privat | 37,1 | 37,0 | 37,0 |
Verkehr & Mobilität | 21,8 | 29,1 | 26,9 |
Arbeit | 16,4 | 14,3 | 15,0 |
Wohnen & Miete | 16,9 | 12,6 | 14,0 |
Behörden, Verwaltung, Finanzen | 7,7 | 7,0 | 7,2 |
Mit dem Alter sinkt die Streitlust
Die 46- bis 55-Jährigen haben mit durchschnittlich 31 Prozent den größten Anteil am deutschen Streitaufkommen. Während die Streitlust bei den 18- bis 35-Jährigen zwischen 2002 und 2012 deutlich zunimmt, sinkt sie bei den 56- bis über 66-Jährigen. Dennoch haben sich 2012 mehr als viermal so viele Senioren über 66 Jahren gestritten als junge Menschen zwischen 18 und 25 Jahren.
Altersgruppen | Anteil der Bevölkerung in Prozent | |||
2002 | 2009 | 2012 | Durchschnitt | |
18 - 25 Jahre | 0,0 | 0,4 | 2,1 | 0,8 |
26 - 35 Jahre | 3,1 | 13,5 | 17,4 | 11,3 |
36 - 45 Jahre | 22,6 | 25,2 | 25,1 | 24,3 |
46- 55 Jahre | 33,4 | 30,5 | 29,3 | 31,1 |
56 - 65 Jahre | 23,6 | 19,2 | 16,8 | 19,9 |
66 Jahre und mehr | 17,2 | 11,3 | 9,3 | 12,6 |
Ein Streitwert über 10.000 Euro ist keine Seltenheit
Wenn die Deutschen streiten, geht es in jedem dritten Fall um einen Wert über 2.000 Euro. In elf Prozent der Auseinandersetzungen geht es um 10.000 bis zu einer Million Euro Streitwert. Insgesamt steigt die Zahl der teureren Rechtsstreits in fast allen Kategorien an, während die Zahl der Streitfälle mit geringen Werten leicht sinkt.
Streitwert in Euro | Anteil der Streitfälle in Prozent | |||
2002 | 2009 | 2012 | Durchschnitt | |
1 bis 2.000 | 65,7 | 63,8 | 62,3 | 63,9 |
2.001 bis 4.000 | 12,5 | 12,3 | 11,6 | 12,1 |
4.001 bis 10.000 | 13,9 | 14,2 | 15,1 | 14,4 |
10.001 bis 50.000 | 6,6 | 8,0 | 9,0 | 7,9 |
50.001 bis 100.000 | 0,8 | 1,0 | 1,2 | 1,0 |
100.001 bis 999.999 | 0,6 | 0,7 | 0,9 | 0,7 |
Viele Rechtsstreits ziehen sich über einen längeren Zeitraum
Jeder dritte Streitfall kann erst nach über einem Jahr beigelegt werden. Mehr als ein Viertel aller Streitigkeiten braucht 12 bis 24 Monate zur finalen Klärung, etwa acht Prozent sogar länger als zwei Jahre.
Streitdauer | Anteil der Streitfälle in Prozent | |||
2002 | 2009 | 2012 | Durchschnitt | |
bis 3 Monate | 16,6 | 15,5 | 12,4 | 14,8 |
3 bis 6 Monate | 25,9 | 30,2 | 32,8 | 29,6 |
6 Monate bis 1 Jahr | 12,0 | 22,7 | 19,4 | 18,0 |
1 Jahr bis 2 Jahre | 35,3 | 23,9 | 27,7 | 29,0 |
2 Jahre und mehr | 10,3 | 7,7 | 7,7 | 8,6 |