· Fachbeitrag · Studie
Datenschutz: Jeder vierte Bewerber misstraut Arbeitgebern beim Umgang mit Bewerberdaten
| Mehr als ein Viertel der Bewerber in Deutschland (28 Prozent) fürchten, dass ihre Bewerbungsdaten bei Arbeitgebern nicht sicher sind. Das ist das Ergebnis der aktuellen, repräsentativen Studie „Datenschutz aus Kandidatensicht“ des HR-Beratungsunternehmens Königsteiner. Vor allem bei Startups und kleinen Unternehmen bis 20 Mitarbeitern gibt es Datenschutz-Bedenken. |
Auch Konzerne haben mit dem Misstrauen von Bewerbern zu kämpfen. Das größte Vertrauen genießen Arbeitgeber aus dem Öffentlichen Dienst. Insgesamt ist 93 Prozent der Befragten ein ordentlicher Umgang mit ihren Karrieredaten wichtig, auch wenn immerhin sechs von zehn bereit sind, für einen passenden Job mehr persönliche Daten preiszugeben als in anderen Bereichen der Internetnutzung. Vor allem junge Bewerber drücken hier mit einem Anteil von 68 Prozent schon mal gern ein Auge zu.
1. Zwei Drittel haben bei Konzernen deutliche Bedenken
„Fast alle Bewerbende setzen einen sorgfältigen Umgang mit ihren Daten voraus. Manche haben aber Zweifel, ob das in allen Unternehmen auch wirklich gewährleistet wird. Daher sind die Arbeitgeber gut beraten, ihre Praxis im Umgang mit diesen Daten transparent zu kommunizieren“, so Nils Wagener, Geschäftsführer der Königsteiner Gruppe. Die größten Zweifel, was die Sicherheit ihrer Daten betrifft, haben Kandidaten bei Startups. Hier hegen 34 Prozent von ihnen starke und weitere 50 Prozent immerhin noch leichte Bedenken ‒ ähnlich hoch sind die Werte bei kleineren Arbeitgebern mit bis zu 20 Mitarbeitenden (31 Prozent und 48 Prozent). Zwei Drittel der Teilnehmer sind allerdings auch skeptisch, was den Datenschutz in Konzernen betrifft. Fast ein Viertel haben große und weitere 42 Prozent leichte Bedenken.
Über alle Unternehmenstypen hinweg befürchten sie vor allem, dass ihre Unterlagen intern an Personen weitergeleitet werden, die mit dem Bewerbungsprozess nichts zu tun haben. Davon gehen 73 Prozent der skeptischen Teilnehmenden aus. Immerhin 36 Prozent befürchten, dass ihre Daten zum Verkauf der unternehmenseigenen Produkte oder Dienstleistungen genutzt werden. Ein weiteres Drittel verdächtigt die Unternehmen gar, die Daten auch an Dritte zu verkaufen.
2. Schnelles Löschen der Bewerberdaten gewünscht
Was die Speicherung ihrer Daten im Unternehmen angeht, sind Bewerber eher passiv. 23 Prozent möchten, dass diese sofort nach dem Bewerbungsprozess wieder gelöscht werden, 24 Prozent nach einem Monat und weitere 20 Prozent nach höchstens drei Monaten. Gerade einmal 24 Prozent der Teilnehmer sind damit einverstanden, dass ihre Daten länger als sechs Monate in einem Bewerberpool verbleiben, damit sie auch dann noch für offene Stellen gesichtet werden können. Zu den Ergebnissen passt, dass viele der aktuell durch die DGSVO schon geltenden Datenschutzregeln im Bewerbungsprozess, die Zustimmung der Bewerber findet. So befürworten 87 Prozent der Befragten, dass Arbeitgeber eine Einwilligung benötigen, wenn Bewerberdaten in einem Recruiting-Pool hinterlegt werden sollen. Ein ähnlich deutliches Stimmungsbild ergibt sich beim Gebot, dass nur Personen die Bewerbungsunterlagen einsehen dürfen, die an der Personalauswahl beteiligt sind. Das begrüßen 78 Prozent der Studienteilnehmer.
TIPP | Kommunizieren Sie auf Ihren Karriereseiten, dass Datenschutz ein hohes Gut für Ihr Unternehmen ist. Beschreiben Sie detailliert, wie sorgsam Sie mit den eingereichten Daten umgehen. So verschaffen Sie sich einen Vorteil gegenüber Mitbewerbern. |
Beachten Sie | Um ein besseres Gefühl im Bewerbungsprozess zu haben, wünschen sich viele Bewerber eine aufmerksamkeitsstarke Arbeitgeberkommunikation zum Thema Datenschutz. Fast drei Viertel von ihnen würden sich eher bei Unternehmen bewerben, die es ausreichend thematisieren. 71 Prozent der Befragten wünschen sich diesbezügliche Informationen auf der Karrierewebsite und immerhin noch 58 Prozent in Stellenanzeigen
Interessant in diesem Kontext ist das aktuelle Informationsverhalten von Bewerbern, wenn es um den Schutz ihrer Bewerbungsunterlagen geht: So nutzen derzeit immer mehr Arbeitgeber Bewertungsportale. 25 Prozent lesen regelmäßig auf kununu oder Glassdoor Erfahrungsberichte dazu, weitere 43 Prozent tun dies immerhin gelegentlich. 19 Prozent lesen regelmäßig Datenschutzerklärungen, einen Datenschutzbeauftragten im Unternehmen kontaktiert dagegen nur jeder Zehnte.
Über die Analyse
Für die Studie „Datenschutz & Karriere“ befragt das Marktforschungsinstitut respondi im Auftrag der Königsteiner Gruppe 1.000 Beschäftigte zum gewünschten Umgang mit Bewerberdaten. Der aktuelle Befragungszeitraum lag für die vorliegende Ausgabe im Februar 2022. Alle Teilnehmer waren zum Zeitpunkt der Befragung erwerbstätig. Das Durchschnittsalter der Befragten lag 39,6 Jahren.
(JT)
Quelle | ots / Pressemitteilung der Königsteiner Gruppe