Hybridanleihen - Hohe Zinssätze für lange oder sogar endlose Zeiträume
Die verstärkt auf den Markt drängenden Hybridanleihen locken mit rund 1,5 v.H. höherer Rendite als bei vergleichbaren Unternehmensanleihen. Bei dieser Anleihenform handelt es sich um eigenkapitalähnliche Schuldverschreibungen. Die Firmen beschaffen sich auf diesem Weg günstig Fremdkapital, das als Eigenkapital eingestuft wird und somit die Kreditwürdigkeit verbessert. In der Vergangenheit nutzten lediglich Kreditinstitute diese Anleiheform, jetzt setzen vermehrt auch Industrieunternehmen wie der deutsche Zuckerkonzern Südzucker, der schwedische Versorger Vattenfall, der Gaskonzern Linde oder das Pharmaunternehmen Bayer darauf.
Für Privatanleger haben Hybridanleihen in erster Linie den Vorteil einer höheren Verzinsung. So bietet Bayer jährlich 5 v.H. Zinsen, bei einem normalen Bonds wären unter 4 v.H. fällig. Bei Südzucker beträgt die Rendite 5,3 v.H., eine klassische Anleihe des Zuckerproduzenten wirft hingegen nur 3,4 v.H. ab. Hybridanleihen haben eine theoretisch unendliche oder wie im Fall von Bayer extrem lange Laufzeit. Zugleich hat der Emittent aber das Recht, die Anleihe nach frühestens zehn Jahren zum Nennwert zurückzuzahlen. Macht er von diesem vorzeitigen Kündigungsrecht keinen Gebrauch, wird die feste Verzinsung in der Folgezeit in eine variable Verzinsung gewandelt. Es handelt sich dann um ganz normale Floater, allerdings mit einem kräftigen Aufschlag auf den Referenzzins.
Die höhere Verzinsung gibt es allerdings nicht umsonst., denn es handelt sich um nachrangige Anleihen. Geht das Unternehmen in die Insolvenz, müssen sich die Inhaber von Hybridanleihen hinten anstellen. Der Insolvenzverwalter bedient in diesem Fall vorab die Besitzer klassischer Unternehmensanleihen. Allerdings stehen Aktionäre noch schlechter da, sie bleiben auf ihren Kursverlusten sitzen. Somit bleibt für Anleger das Risiko, dass sich die wirtschaftliche Lage der Unternehmen drastisch verschlechtert. Zudem gibt es bei einigen Papieren die Möglichkeit, dass Zinszahlungen ausfallen oder gestundet werden. Als Kriterium kann je nach Emissionsbedingung die Einstellung der Dividendenzahlung oder das Unterschreiten betriebswirtschaftlicher Kennzahlen sein. Käufer sollten also vor ihrer Entscheidung Bonität und Gewinnaussichten des Schuldners genau prüfen.
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