· Fachbeitrag · Praxistest
KI-Tools tun sich noch schwer mit richtigen Kontexten
von Christian Noe B. A., Göttingen
| Der Übersetzungsdienst DeepL zählt zu den leistungsstarken KI-Tools im Internet, die Texte in Englisch bzw. auch aus anderen Fremdsprachen ins Deutsche übersetzen ( deepl.com/translator ). Aber beherrschen diese auch juristische Texte, die im Versicherungsrecht üblich sind? Solche KI-Lösungen können Anwälte zwar unterstützen. Ihre Ergebnisse können jedoch nicht ungeprüft übernommen werden. |
1. KI-Tools werden von Tag zu Tag besser
Schon seit einigen Monaten beobachten Experten sowie Laien das atemberaubende Tempo, mit dem KI-Tools wie ChatGPT bessere Ergebnisse liefern. Ihre große Stärke liegt vor allem darin, Texte zu erstellen, zusammenzufassen oder zu übersetzen. Juristen spart das eine Menge Zeit, vor allem wenn z. B. in Schadenfällen englischsprachige Arztberichte, Gutachten oder Vertragsbedingungen zu prüfen sind. Mitunter müssen sich Anwälte auch in englisch verfasste Versicherungspolicen einlesen bzw. Teile übersetzen lassen (Beispiel: Abruf-Nr. 34563170).
2. Übersetzung von einer Rechtssprache in eine andere ist schwierig
„Rechtsübersetzung ist ein komplexer Vorgang, bei dem ich nicht nur von einer Sprache in eine andere, sondern auch von einer Rechtssprache in eine andere und von einem Rechtssystem in ein anderes übertrage. Sprachliches und juristisches Wissen sind daher zu kombinieren. Treffsicherheit bei Fachbegriffen sind bei DeepL erstaunlich hoch. Allerdings ist Kohärenz ein großes Problem, also dass bestimmte Begriffe durchgängig verwendet werden“, meint Patrick Mustu, Rechtsanwalt und Sprachtrainer für Juristen. „DeepL erfasst einen Text nicht als Ganzes, sondern geht wort- bzw. satzweise vor, daher kommt es hier zu Abweichungen. Beispiel: In einem deutschen Vertrag werden durchgängig Parteibezeichnungen wie „Versicherungsnehmer“ oder „Versicherungsgeber“ verwendet. In der englischen Übersetzung tauchen dann vielleicht an verschiedenen Stellen verschiedene Bezeichnungen auf. Auch bei Zahlen und Datumsformaten gibt es immer wieder Probleme“, so Mustu.
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