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  • · Fachbeitrag · Unfallversicherung

    Ist ein Rückhandschlag beim Tennis als erhöhte Kraftanstrengung unfallversichert?

    von RA Marc O. Melzer, FA Medizin-, Sozial- und VersR, Bad Lippspringe

    • 1. Ob eine erhöhte Kraftanstrengung vorgelegen hat, ist nicht für jede Person gleichermaßen zu beurteilen, denn eine Kraftanstrengung wird für jedes Individuum je nach dessen Körperverfassung unterschiedlich hoch sein. Maßgebend für die Beurteilung ist die körperliche Konstitution des jeweiligen VN im Verhältnis zum Kraftaufwand im konkreten Fall. Bei einer Sportverletzung muss die Kraftanstrengung im konkreten Fall das Maß deutlich übersteigen, mit dem ein Sportler üblicherweise diese Sportart auszuüben pflegt.
    • 2. Beim normalen Tennismatch ist das Spiel für einen geübten und regelmäßigen Tennisspieler mit einer Kraftanstrengung verbunden, mit der er jedes Spiel absolviert und die gleichmäßig, nicht aber im Verhältnis zu anderen Tennisspielen erhöht ist. Das gilt auch für einen Rückhandschlag, der zum normalen Tennismatch gehört. Eine Verletzung als Folge eines Rückhandschlags ist bei einem geübten Tennisspieler deshalb nicht auf eine erhöhte Kraftanstrengung zurückzuführen.
    • 3. Die Regelung der Unfallfiktion „erhöhte Kraftanstrengung“ ist nicht unklar i.S.d. § 307 BGB und transparent i.S.d. § 307 BGB.

    (LG Potsdam 7.2.14, 4 O 240/13, Abruf-Nr. 145298)

    Sachverhalt

    Der Kläger begehrt für seine mitversicherte Ehefrau eine Invaliditätsentschädigung aus einer privaten Unfallversicherung. Der Versicherung liegen die Versicherungsbedingungen GUB 2005-04/05 zugrunde. Nach Ziffer 1.4.1 der GUB gilt als Unfall auch, wenn durch eine erhöhte Kraftanstrengung an Gliedmaßen oder Wirbelsäule ein Gelenk verrenkt wird oder Muskeln, Sehnen, Bänder oder Kapseln gezerrt oder gerissen werden.

     

    Bei einer MRT am 29.4.11 wurde bei der Ehefrau eine Teilruptur der Rotatorenmanschette der rechten Schulter festgestellt. Trotzdem bestritt sie im Juni 2011 ein Tennismatch. Dabei verspürte sie bei einem Rückhandschlag einen Schmerz. Tatsächlich wurde bei einer anschließenden Arthroskopie der rechten Schulter eine komplette Ruptur der Rotatorenmanschette festgestellt. Als Ursache der Komplettruptur müsse der Rückhandschlag angenommen werden. Die rechte Schulter ist dauerhaft nicht mehr voll belastbar.