· Fachbeitrag · Ideen gegen den Fachkräftemangel
Geld allein macht nicht glücklich ‒ ein Obstkorb aber auch nicht
| Natürlich sind ein sicherer Arbeitsplatz, Sozialleistungen, die finanzielle Stabilität des Arbeitgebers und das Gehalt wichtige Punkte bei der Gewinnung neuer Mitarbeiter. Ohne ein gutes Einkommen wird kaum noch ein Talent den Weg zu Ihnen finden. Doch Geld allein macht noch keinen guten Arbeitgeber aus. Familienfreundlichkeit, Homeoffice, Gleitzeit, Weiterbildung und Betriebsklima sind nach wie vor wichtige Bestandteile eines attraktiven Gesamtpakets. Und am Ende des Tages muss das Gesamtpaket stimmen. |
1. Bieten Sie ein angemessenes Gehalt und Weiterbildung
Bieten Sie Ihren Mitarbeitern eine faire und marktgerechte Entlohnung und fördern Sie vielversprechende Nachwuchstalente. Neben dem eigentlichen Gehalt gibt es viele Arbeitgeberleistungen, die Sie nicht unterschätzen sollten und die in die Vergütung einfließen können. Dazu zählen neben den bereits erwähnten Weiterbildungen u. a. auch eine betriebliche Altersvorsorge, ein Jobticket, ein Jobrad, Mitarbeiterangebote oder zusätzliche Urlaubstage. Mit einem fairen Gehalt und Zusatzleistungen steigern Sie die Attraktivität Ihrer Kanzlei und die Zufriedenheit der Mitarbeitenden. Eine weitere Idee sind Mitarbeiterbeteiligungsprogramme, die in der Rechtsbranche allerdings noch eher unüblich sind. Auch die Vier-Tage-Woche ist eine Idee, die sich in Kanzleien noch keinesfalls Bahn gebrochen hat (siehe Archiv unter iww.de/ak).
Beachten Sie | Es ist günstiger, gut bezahlte Mitarbeiter langfristig an die Kanzlei zu binden, als immer wieder Geld für die Anwerbung und Einarbeitung neuer Kolleginnen und Kollegen auszugeben.
2. Setzen Sie Vertrauen in Ihre Mitarbeiter
Viele Mitarbeiterbefragungen zeigen immer wieder dasselbe Bild: Entscheidend für die Zufriedenheit mit der eigenen Arbeit ist vor allem das Verhältnis zu Kollegen und Vorgesetzten und das Gefühl, selbstbestimmt arbeiten zu können. Das ist ohne Weiteres nachvollziehbar. Denn der Mensch verbringt einen Großteil seiner wachen Stunden am Arbeitsplatz und die sozialen Interaktionen bei der Arbeit haben einen großen Einfluss auf das Wohlbefinden und die Bindung der Mitarbeiter. Klare Kommunikation, Anerkennung und Wertschätzung seitens der Vorgesetzten tragen dazu bei, das Vertrauen der Mitarbeiter zu stärken. Mitarbeiter, die die Möglichkeit haben, ihre Arbeit selbst zu gestalten und Entscheidungen zu treffen, die ihre Aufgaben betreffen, sehen einen Sinn in ihrer Arbeit und erkennen ihren eigenen Beitrag zum Wohl der Kanzlei. Sie tragen durch ihr Engagement positiv zur Kanzleikultur bei und sind zufriedener.
Beachten Sie | Zufriedene Mitarbeitende sind die besten Botschafter der Kanzlei. So manche Kanzlei hat durch Weiterempfehlung im Freundes- und Bekanntenkreis der eigenen Angestellten neue Mitarbeiter gefunden.
3. Sorgen Sie für eine positive Kanzleikultur
Eine wertschätzende Kanzleikultur in der Anwaltskanzlei ist wichtig, um als attraktiver Arbeitgeber bei Mitarbeitern wahrgenommen zu werden. Warum? Weil Talente heute mehr als je zuvor Wert auf ein positives Arbeitsumfeld legen. Nicht nur für die jüngere Generation ist es wichtig, sich am Arbeitsplatz wohlzufühlen. Dazu gehört auch, dass Arbeitgeber auf Arbeitnehmer zukommen und dass die althergebrachte und altbackene Distanz und Hierarchie schwindet. Schaffen Sie daher eine positive Unternehmenskultur in Ihrer Kanzlei. Was beim Vertrauen in die Produktivität im Homeoffice losgeht, geht weiter über das Sammeln von Verbesserungsvorschlägen beim Thema Digitalisierung hinaus und endet bei flachen Hierarchien und fairer Bezahlung. An allen Ecken und Enden schaffen Sie damit eine Kanzlei, in der jeder gerne arbeitet.
Mit einer offenen und wertschätzenden Unternehmenskultur auf allen Ebenen schaffen Sie eine starke Mitarbeiterbindung und werden mehr als nur ein bloßer Arbeitsplatz. Fördern Sie dazu auch den Austausch zwischen den Generationen und schaffen Sie ein Umfeld, in dem sich jeder wohlfühlt und entfalten kann. Das Resultat ist ein starkes Team, das sehr gute Arbeitsergebnisse liefert, und eine Arbeitsatmosphäre, in der Menschen nicht füreinander, sondern miteinander arbeiten.
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Weiterführende Hinweise
- Arbeitsrechtlicher Check der Vier-Tage-Woche: Teil 1 in AK 23, 139; Teil 2 in AK 23, 171
- Abgesehen vom Arbeitsrecht: Die Herausforderungen einer Vier-Tage-Woche, iww.de/ak, Abruf-Nr. 49420970
- Interview zum Test der Vier-Tage-Woche: „Feinheiten haben sich erst in der Testphase gezeigt ‒ deshalb haben wir jetzt noch kein Endergebnis.“, AK 23, 207
- Elektromobilität: Teil 1: „(Hybrid-)Elektrofahrzeuge ‒ Lohnsteuerliche Vergünstigungen beim Dienstwagen und Laden“, AK 23, 122; Teil 2: (Hybrid-)Elektrofahrzeuge ‒ Lohnsteuerliche Vorteile bei Ladevorrichtungen nutzen, AK 23, 141; Teil 3: Elektrofahrzeuge ‒ THG-Quote verkaufen und bares Geld kassieren, AK 23, 161
- Ein Jobrad bietet Mitarbeitern und Kanzleiinhabern Steuervorteile, AK 24, 63
- Lohn- und umsatzsteuerlichen Spielregel bei der Überlassung von E-Bikes, AK 22, 105
- (Lohn-)Steuergestaltung mit dem „49-EUR-Ticket“, AK 23, 104
- Obstkorb für die Angestellten ‒ hält gesund, macht zufrieden und ist steuerfrei, AK 23, 17
- Steuerfreie Kindergartenzuschüsse des Arbeitgebers, AK 23, 70